Lexa - Kanzlei für Wirtschaftsrecht

de

9-teilige Artikelserie „Unternehmensnachfolge“ im Magazin des „Digital Pubklishing Report (DPR)

9. Oktober 2024

Das Thema „Unternehmensnachfolge“ ist eines der dringendsten in Deutschland, stehen doch Jahr für Jahr tausende von Unternehmen ohne eine Perspektive auf Fortführung da. Um hier Hilfestellung zu leisten, wurde die Rechtsanwaltskanzlei Lexa gebeten, für den „Digital Publishing Report“ (DPR) – eine für das Verlagswesen spezialisierte Fachpublikation –  eine Artikelserie zu entwickeln, die verschiedene Aspekte, die im Rahmen der Unternehmensnachfolge wichtig sind, aufgreift.

Die einzelnen Teile der Artikelserie sind veröffentlicht in den kostenfrei zur Verfügung stehenden digitalen Magazin des DPR, beginnend mit Ausgabe 3/2024 (März). Der letzte Teil der Serie erscheint in der Ausgabe 1/2025 (Januar). Unter diesem Link kommen Sie zum Magazin: HIER KLICKEN.

Lesen Sie nachfolgend den  Einleitungsartikel zu dieser Serie „Die Kunst der Unternehmensnachfolge“:

Kunst und Unternehmensnachfolge weisen faszinierende Parallelen auf. Wie meine ich das? Pablo Picasso sagte beispielsweise: „Kunst ist die Beseitigung des Überflüssigen“. Paul Klee ergänzte: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“. Auf die Unternehmensnachfolge übertragen kann man erkennen, dass sowohl Kunst als auch eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge das Wesentliche hervorheben und darüber hinaus tiefer liegende Werte und Visionen sichtbar machen können.

Einfacher ausgedrückt: Die Kunst der Unternehmensnachfolge besteht darin, das Fundament des unternehmerischen Erbes durch das Sichtbarmachen des Unsichtbaren und die kreative Weiterentwicklung des Bestehenden in eine strahlende Zukunft zu verwandeln. Die Unternehmensnachfolge verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft in einer Weise, die den Charakter und die Ziele des Unternehmens und der Beteiligten offenbart und weiterentwickelt.

Ich hoffe, dass ich mit diesem eher ungewöhnlichen Einstieg in das Thema Unternehmensnachfolge Ihre Aufmerksamkeit geweckt habe und Sie Lust bekommen haben, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Denn der Hintergrund meiner Ausführungen ist ein erster. Die Unternehmensnachfolge stellt für Unternehmensinhaber:innen eine der größten unternehmerischen Herausforderungen dar, birgt aber zugleich das Potenzial außergewöhnlicher Chancen für das betroffene Unternehmen. Ob es sich um den geplanten Übergang auf die nächste Generation in einem Familienunternehmen handelt oder um die Übergabe der Führungsverantwortung in einem familienexternen Kontext – die Nachfolgeplanung ist entscheidend für die Zukunftssicherung von Unternehmen sowie für deren langfristige Stabilität und Wachstum. Dennoch wird dieses Thema im deutschen Mittelstand häufig nicht ernsthaft genug, nicht rechtzeitig und nicht mit der notwendigen Planung angegangen.

Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge vielfältig und komplex sind: Generationswechsel bedeuten regelmäßig nicht nur einen Wechsel an der Führungsspitze, sondern konfrontieren Unternehmen auch mit rechtlichen Aspekten, emotionalen Dynamiken und der Aufgabe, Familientraditionen mit Innovationsdruck in Einklang zu bringen. Hinzu kommt die Frage, wie Übergebende und Übernehmende ihre neuen Rollen im Unternehmen und im Leben erfolgreich gestalten können.

Gleichzeitig jedoch, und das soll nicht unerwähnt bleiben, bietet eine Nachfolge auch eine Vielzahl von Chancen, die mit neuen Ideen der Übernehmer:innen, neuen Ausrichtungen des jeweiligen Unternehmens und neuen Führungsstilen einhergehen. Darüber hinaus spielen im Rahmen einer Nachfolge häufig neue Techniken und generell Modernisierungen eine wichtige Rolle, die wiederum Chancen im Hinblick auf Produkte, Märkte und Kunden eröffnen.

Es lohnt sich also, sich mit dem Thema Unternehmensnachfolge auseinanderzusetzen – um Chancen zu nutzen und Risiken zu vermeiden. Die kommenden neun Beiträge zum Thema Unternehmensnachfolge sollen Ihnen in ihrer Gesamtheit einen praxisorientierten Leitfaden bieten, der nicht nur die Herausforderungen skizziert, sondern auch die Chancen aufzeigt, die eine Übernahme bietet, und konkrete Tipps gibt, wie diese Herausforderungen und Chancen angegangen und bewältigt werden können. Von der strategischen Planung über rechtliche Aspekte bis hin zur Balance zwischen Tradition und Innovation werde ich ein breites Spektrum an Themen abdecken, die für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge entscheidend sind.

Um noch einmal den Bogen zur Kunst zu spannen: Wie Picasso aus einem gelben Fleck die Sonne entstehen lässt, so nutzt eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge das Fundament des Bestehenden, um es für die Zukunft zu gestalten und neue Potenziale zu entdecken. DAS ist das Ziel einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge. Sie erfordert nicht nur Kreativität und Visionen, sondern auch die Fähigkeit, das Bestehende sinnvoll fortzuführen und zu erneuern, um den langfristigen Erfolg zu sichern. Genau darum geht es in den folgenden neun Beiträgen. Doch was genau können Sie in diesen erwarten?

Strategische Dimension der Unternehmensnachfolge

Einen besonderen Schwerpunkt möchte ich in den geplanten Artikeln auf die strategischen Überlegungen legen, die bei der Unternehmensnachfolge eine Rolle spielen.

Die strategische Dimension der Nachfolge eröffnet ein Feld voller Chancen, aber auch Herausforderungen. Sie erfordert eine sorgfältige Analyse der Marktsituation und ein Nachdenken darüber, was das eigene Unternehmen ausmacht. Dieser Prozess stellt sicher, dass die Übergabe nicht nur einen nahtlosen Führungswechsel markiert, sondern auch eine Verjüngung der Unternehmensstrategie einleitet. Es geht darum, eine Brücke zu schlagen zwischen dem bewährten Erbe des Unternehmens und den innovativen Visionen, die das Unternehmen in die Zukunft führen.

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, die Übergabe als strategisch bedeutsamen Moment zu begreifen, der über die Auswahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin hinausgeht. Es ist eine Gelegenheit, das Unternehmen kritisch zu betrachten, zu hinterfragen und anzupassen. Die Einbeziehung externer Berater und die Schaffung solider Governance-Strukturen über Familienräte oder eine Familienverfassung dienen nicht nur der Sicherung der Kontinuität, sondern bringen auch eine objektive Perspektive in den Prozess ein. Diese externen Stimmen können helfen, traditionelle Denkweisen aufzubrechen und das Unternehmen für neue Horizonte zu öffnen.

Gleichzeitig erfordert die strategische Planung ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Beständigkeit und Anpassungsfähigkeit. Nachfolger:innen stehen vor der Aufgabe, die Unternehmenskultur und -werte zu bewahren und gleichzeitig das Unternehmen auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Die Kunst besteht darin, einen Nachfolgeplan zu entwickeln, der flexibel genug ist, um auf Marktveränderungen reagieren zu können, ohne dabei die langfristige Vision des Unternehmens sowie die Traditionen aus den Augen zu verlieren.

Rechtliche Weichenstellungen und die Bedeutung von Verhandlungen

Nach der Betrachtung der strategischen Bedeutung der Unternehmensnachfolge werde ich mich zwei weiteren kritischen Aspekten zuwenden: den rechtlichen Weichenstellungen und der Bedeutung sinnvoller Verhandlungen.

Die rechtliche Gestaltung der Nachfolge umfasst mehr als nur die Übertragung von Eigentumsrechten. Sie bildet den Rahmen, in dem sich alle anderen Aspekte der Nachfolgeplanung – von der finanziellen Absicherung bis zur operativen Kontinuität – abspielen. Zentrale Rechtsdokumente wie Testament, Erbvertrag, Gesellschaftsvertrag und ergänzende Nachfolgevereinbarungen müssen sorgfältig ausgearbeitet werden, um Missverständnisse zu vermeiden und die Interessen aller Beteiligten zu wahren. Dabei ist es wichtig, dass diese Dokumente nicht nur den aktuellen rechtlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch flexibel genug sind, um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können.

Eng verbunden mit den rechtlichen Aspekten sind die Verhandlungen, die den Übergabeprozess begleiten. Hier ist Verhandlungsgeschick gefragt, um die oft unterschiedlichen Interessen von Übergeber und Übernehmer auszugleichen und einen für alle Seiten akzeptablen Konsens zu finden. Dies erfordert nicht nur ein fundiertes Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Fähigkeit, mit emotionalen Dynamiken umzugehen und effektive Kommunikationsstrategien einzusetzen.

Vorbereitung der nächsten Generation und Erhalt von Traditionen

Nachdem wir uns eingehend mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Kunst der Verhandlungsführung befasst haben, stehen nun die Vorbereitung der nächsten Generation und die Bewahrung von Traditionen im Mittelpunkt. Diese Aspekte sind nicht nur wichtig, um die Unternehmenskultur zu stärken, sondern auch um einen reibungslosen Führungswechsel zu gewährleisten.

Die Vorbereitung der nächsten Generation auf ihre zukünftigen Aufgaben ist ein Prozess, der weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Es geht nicht nur darum, die künftigen Führungskräfte mit den notwendigen fachlichen und unternehmerischen Fähigkeiten auszustatten, sondern sie auch in die Unternehmenskultur einzubinden und sie mit den Werten und Traditionen des Unternehmens vertraut zu machen. Mentoring-Programme, praktische Erfahrungen in verschiedenen Unternehmensbereichen und die gezielte Förderung von Führungskompetenzen sind entscheidend, um eine starke Bindung zwischen den Generationen zu schaffen und die Kontinuität der Unternehmensphilosophie zu gewährleisten.

Gleichzeitig steht die nächste Generation vor der Herausforderung, Traditionen zu bewahren und das Unternehmen in eine ungewisse Zukunft zu führen. Dieses Dilemma erfordert ein feines Gespür dafür, wann es angebracht ist, auf bewährten Pfaden zu bleiben, und wann Innovation und Veränderung notwendig sind, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Die erfolgreiche Integration neuer Technologien und Geschäftsmodelle, ohne die Seele des Unternehmens zu verlieren, ist ein Balanceakt, der für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und das Überleben des Unternehmens entscheidend ist.

Die Rolle des Nachfolgers ist somit nicht nur durch die Übernahme von Verantwortung und Führung gekennzeichnet, sondern auch durch die Aufgabe, die eigene Position innerhalb des Unternehmens und der Familie zu definieren und auszuhandeln. Es gilt, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln, der sowohl die Werte des Unternehmens widerspiegelt als auch den individuellen Stärken entspricht. Die Fähigkeit, die eigene Vision für das Unternehmen zu artikulieren und mit den Erwartungen der Familie, der Mitarbeiter und anderer Stakeholder in Einklang zu bringen, ist entscheidend für eine erfolgreiche Übernahme der Führungsrolle.

Die emotionale Landschaft der Unternehmensnachfolge und die familiäre Situation

Sodann wenden wir uns der emotionalen Landschaft der Unternehmensnachfolge und den spezifischen Herausforderungen innerhalb der Familiensituation zu. Dazu tauchen wir in die komplexen zwischenmenschlichen Dynamiken ein, die häufig im Mittelpunkt des Nachfolgeprozesses stehen.

Emotionale Intelligenz spielt eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Bewältigung des Übergangs. Die Fähigkeit, Emotionen – sowohl die eigenen als auch die der anderen Beteiligten – zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, ist entscheidend, um Konflikte zu minimieren und eine positive Atmosphäre während des gesamten Prozesses zu fördern. Bei der Nachfolge geht es nicht nur um geschäftliche und finanzielle Aspekte, sondern auch um tiefe familiäre Bindungen und langjährige Beziehungen, was das Potenzial für emotionale Spannungen erhöht.

Ein Schlüsselelement im Umgang mit diesen Spannungen ist eine effektive Kommunikation. Offene und ehrliche Gespräche zwischen Übergebern, Nachfolgern und allen anderen Beteiligten sind unerlässlich, um Missverständnisse zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Diese Gespräche tragen dazu bei, Erwartungen klar zu definieren und jedem die Möglichkeit zu geben, seine Bedenken und Hoffnungen zu äußern. Es ist wichtig, für diese Gespräche einen sicheren Raum zu schaffen, in dem alle Stimmen gehört und respektiert werden.

Beziehungspflege und Konfliktmanagement sind weitere zentrale Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Die Stärkung der Beziehungen innerhalb der Familie und des Unternehmens kann dazu beitragen, den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit während und nach der Übergabe zu legen. Techniken zur Konfliktlösung und zur Förderung eines konstruktiven Dialogs können helfen, sowohl kleinere Meinungsverschiedenheiten als auch tiefer gehende Konflikte effektiv zu bewältigen.

Der ganzheitliche Ansatz der Unternehmensnachfolge und der reibungslose Übergang

Aufbauend auf der Diskussion der emotionalen und zwischenmenschlichen Herausforderungen der Unternehmensnachfolge kommen wir schließlich zu dem ganzheitlichen Ansatz der Integration der Nachfolgeplanung in die Gesamtstrategie des Unternehmens.

Die Nachfolgeplanung als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu behandeln bedeutet, über den Zeitpunkt der Übergabe hinaus zu denken. Es geht darum, eine Vision für die Zukunft des Unternehmens zu entwickeln, die sowohl die Traditionen und Werte, die das Unternehmen erfolgreich gemacht haben, als auch die Notwendigkeit von Anpassung und Innovation berücksichtigt. Diese strategische Integration stellt sicher, dass der Nachfolgeprozess im Einklang mit der Gesamtausrichtung des Unternehmens steht und dessen nachhaltiges Wachstum unterstützt.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Planung sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung. Nachfolgepläne müssen dynamisch sein, um auf neue Herausforderungen und Chancen reagieren zu können.

Darüber hinaus sind spezifische Strategien und Verhandlungsempfehlungen erforderlich, um eine erfolgreiche Übergabe zu gewährleisten. Dazu gehören der Umgang mit der emotionalen Dynamik und den Interessenskonflikten, die im vorherigen Kapitel angesprochen wurden, sowie die Anwendung effektiver Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien, um ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Richtung für alle Beteiligten zu fördern.

Schließlich ist die Schaffung von Strukturen für eine nachhaltige Führung und Kontinuität von entscheidender Bedeutung. Dies kann durch die schon erwähnte Einrichtung von Governance-Strukturen, die Entwicklung von Nachwuchsführungskräften und die Schaffung von Mechanismen zur kontinuierlichen Überprüfung und Anpassung der Nachfolgeplanung erreicht werden. Diese Strukturen tragen dazu bei, das Unternehmen auch in Zeiten des Wandels stabil und fokussiert zu halten und bilden die Grundlage für langfristigen Erfolg.

Fazit

Es ist schon viel zu oft gesagt worden, aber das macht es nicht weniger richtig: Die Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Herausforderung, die eine sorgfältige Planung und ein tiefes Verständnis der verschiedenen Aspekte – strategischer, rechtlicher, emotionaler und zwischenmenschlicher Art – erfordert. Eine erfolgreiche Nachfolge ist entscheidend für die Zukunftssicherung und das Wachstum eines Unternehmens. Sie erfordert eine ausgewogene Mischung aus Bewahrung des Bestehenden und Bereitschaft zur Innovation, ähnlich wie in der Kunst, wo Künstler wie Pablo Picasso und Paul Klee das Wesentliche hervorheben und tiefer liegende Werte und Visionen sichtbar machen.

In den folgenden Beiträgen werde ich die einzelnen Aspekte vertiefen, praktische Lösungsansätze aufzeigen und die Bedeutung einer integrativen Nachfolgeplanung hervorheben. Ziel ist es, Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu motivieren, sich proaktiv und umfassend mit Ihrer Nachfolgeplanung auseinanderzusetzen, um sowohl Kontinuität als auch dynamische Weiterentwicklung zu gewährleisten.

Die weiteren Beiträge sollen in ihrer Gesamtheit einen Leitfaden bilden, der die Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte im Prozess der Unternehmensnachfolge beleuchtet und aufzeigt, wie durch vorausschauende Planung und strategische Überlegungen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden können. Ich wünsche Ihnen wertvolle Einblicke und Anregungen für die Gestaltung Ihrer eigenen Unternehmensnachfolge. Und wenn Sie Anregungen haben oder Unterstützung benötigen, so nehmen Sie gerne Kontakt auf.

Alle weiteren Teile der Artikelserie erhalten Sie in den einzelnen Ausgaben des DPR Magazins, welches Sie hier kostenfrei beziehen können: HIER KLICKEN.

Share

Unternehmensnachfolge – Das „heiße Eisen“ der Unternehmensplanung

21. Februar 2015

Nach aktuellen Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn stehen in Deutschland zwischen 2014 und 2018 Unternehmensübertragungen in rund 135.000 Familienunternehmen an, was pro Jahr ungefähr 27.000 Unternehmensnachfolgen mit etwa 400.000 Beschäftigten entspricht. Zumeist ist der Dienstleistungssektor betroffen, gefolgt vom produzierendem Gewerbe und dem Handel. Allerdings wird die Unternehmensnachfolge aufgrund der vermeintlichen Komplexität oftmals überhaupt nicht oder nur punktuell in Angriff genommen. Emotionale Aspekte bilden eine zusätzliche Barriere. Dies hat vielfach zur Folge, dass wirtschaftlich gesunde Unternehmen aufgrund mangelnder rechtzeitiger Planung aufgelöst werden müssen.

Die Zukunft des Lebenswerkes rechtzeitig sichern

ignorance_64046% aller Unternehmer beschäftigen sich zu spät mit der Nachfolgeproblematik ihres Familienunternehmens. Es bedeutet für sie oft eine große Hürde, als erfolgreicher Geschäftsführer und Eigentümer ihr Lebenswerk in andere Hände zu übergeben und den Rückzug zu planen. Die Vorstellung, nicht mehr aktiv die Weiterentwicklung des Unternehmens betreiben zu können, ist ihnen unangenehm und hemmt sie. Sie übersehen dabei, dass sie damit die Chance verpassen, ihr Familienunternehmen gut vorbereitet in die Zukunft zu steuern und damit überlebensfähig zu erhalten. Hier gilt der Grundsatz: Je früher, desto besser.

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger

Zeigen die eigenen Kinder kein Interesse an der Übernahme des Familienbetriebs, muss ein Außenstehender gesucht werden. Sich dabei nur auf das persönliche Netzwerk zu verlassen kann die Auswahl zu sehr eingrenzen. Es sollte vielmehr ein Berater kontaktiert werden, der bei der Planung und der Umsetzung der Unternehmensnachfolge hilft, die Formalitäten regelt und die Nachfolge mit dem nötigen Wissen systematisch vorantreibt (Achtung: Dieser sollte über Erfahrung mit diesem sensiblen Thema haben – am besten fragt man direkt nach Referenzen). Adressen von Beratern bieten u.a. Branchen- und Fachverbände wie z.B. das Unternehmensnachfolgezentrum (www.unzd.de)  oder der Verband für Unternehmensnachfolge (www.vun-online.de) sowie die lokalen Industrie- und Handelskammern an.

Mit der Nachfolger Kompromisse eingehen

Ist ein möglicher Nachfolger gefunden scheitern die meisten Unternehmensnachfolgen bereits während der Verhandlungsgespräche. Oft sind die Interessen beider Parteien gegensätzlich. Hier gilt es im Interesse der Unternehmensnachfolge und des Unternehmens Kompromisse zu finden. Die größten Probleme bildet hier die Finanzierung. Jeder zweite übernahmeinteressierte Existenzgründer hat laut eines Reports des DIHK Schwierigkeiten, die Übernahme sowie etwaige notwendige Modernisierungsinvestitionen zu finanzieren. Kommt es hier nicht zu einer Einigung über einen akzeptablen Kaufpreis zwischen den Parteien, muss die Suche nach einem geeigneten Nachfolger von vorne begonnen werden.

Kompromisse gilt es auch im Prozess des Führungswechsels zu finden. Ein konkreter Fahrplan, in dem Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungsbereiche des Nachfolgers sowie des Übergebers exakt festgelegt werden, hilft hier – die Unternehmensnachfolge selbst kann bis zu einem Jahr dauern. Diese Zeit sollte für eine eingeplante gemeinsame Übergangsphase genutzt werden, in der der abgebende und der zukünftige Unternehmensinhaber zusammen im Unternehmen tätig sind. Dies gibt dem Übergeber die Chance, sich schrittweise aus dem aktiven Tagesgeschäft zurückzuziehen. Der Nachfolger wiederum hat die Möglichkeit, sich kontinuierlich in die Geschäftsführung der Firma und die Position als Führungskraft den zukünftigen Mitarbeitern gegenüber einzuarbeiten. Wichtig: Den Mitarbeitern gegenüber sollte eine offene Informationspolitik betrieben werden.

Fazit

Das Thema Unternehmensnachfolge gilt nicht nur für Unternehmer, die in die Jahre gekommen sind. Unfall, Krankheit oder Tod können auch junge Unternehmensinhaber treffen. Deshalb sollte die Unternehmensnachfolge rechtzeitig und offen angegangen werden. Nur dann ist genügend Zeit vorhanden für die Planung, um Alternativen zu prüfen, Entscheidungen in Ruhe zu treffen oder notfalls Korrekturen vorzunehmen. Denn viel schlimmer als eine Übergabe ist die Erkenntnis, dass das über viele Jahre oder Jahrzehnte aufgebaute Unternehmen am Ende vor dem Aus steht.

Share

Entscheidungen treffen – wenn der Unternehmensinhaber es nicht mehr kann?

27. Juli 2013

Ein kleiner Fall (vielleicht haben Sie ihn selbst schon einmal in Ihrem Umfeld erlebt):

Der Unternehmer (es geht um ein Einzelunternehmen) liegt seit einiger Zeit im Koma. Wenige Wochen später stirbt er. Während der Zeit im Koma begannen die Probleme: Wer war jetzt für unternehmerische Entscheidungen zuständig? Wer organisiert das Personal? Wer kauft Material ein?

Und die Probleme wurden nach dem Tod des Unternehmers größer. Denn er hinterließ nicht nur seine Frau, sondern auch zwei Kinder – und es gab kein Testament.

Was viele (Einzel-)Unternehmer nicht wissen: Bei einem Einzelunternehmen geht dieses auf alle Erben gemeinsam über und diese bilden eine Gemeinschaft – die Erbengemeinschaft. Was ist aber das Problem in dem vorgenannten Fall? Einfach – keine der Personen der Erbengemeinschaft kann zukünftig eine Entscheidung mehr treffen gegen die Stimmen der anderen. Auch die Ehefrau, die nach dem Gesetz insgesamt 50% des Erbes erhält, kann mit diesem Stimmgewicht keine Entscheidung mehr gegen ihre Kinder, die anderen beiden Erben, treffen – diese haben zusammen nämlich auch ein Stimmgewicht von 50% (übrigens besteht die gleiche Verteilung bei nur einem Kind). Man kann eigentlich nur hoffen, dass im Hinblick auf das Unternehmen alle an einem Strang ziehen.

Ein Einzelfall, denken Sie? Von wegen, das ist üblich in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in ganz Deutschland. Die Probleme sind unbekannt, die (einfachen) Lösungen werden hinausgeschoben und irgendwann ist es dann zu spät.

Was wäre vorliegend zu tun gewesen? Im Grunde zwei sehr einfache Dinge. Erstens hätten eine oder mehrere Personen eine Vollmacht erhalten müssen. Und zweitens hätte der Unternehmer zumindest eine (kurze) testamentarische Anordnung hinsichtlich des Einzelunternehmens treffen müssen, mit klaren Nachfolgeregelungen.

Durch diese zwei Maßnahmen wäre das Unternehmen in der schweren Zeit handlungsfähig gewesen. Wären damit alle Probleme gelöst gewesen? Bestimmt nicht. Aber es wäre ein guter und vor allem kostengünstiger Anfang gewesen.

Sie haben Fragen zu diesen Themen – kontaktieren Sie mich!

Share

Vier Experten für die Unternehmensnachfolge beim BDS

23. November 2012

Am 11. Oktober 2012 fanden sich mehr als 30 Unternehmer in der Delpstr. 5 in Würzburg ein, um sich dort mit einer der wichtigsten Problemstellungen für mittelständische Unternehmer zu widmen: der Unternehmensnachfolge. Eingeladen hatte der BDS gemeinsam mit dem „VUN Verband für Unternehmensnachfolge e.V.“, und als Referenten konnten vier Experten gewonnen werden: Rechtsanwalt Carsten Lexa, LL.M. von der Rechtsanwaltskanzlei Lexa – Kanzlei für Wirtschaftsrecht, Steuerberaterin Dr. Karin Fischer-Böhnlein, Finanzexpertin Claudia Behringer von der MehrWert GmbH und die Unternehmerin Christine Seger von Seger Transporte in Münnerstadt.

Der VUN e.V. ist ein Verband mit Sitz in Hamburg und einer Zweigstelle in Würzburg, der sich zum Ziel gesetzt hat, Unternehmer im Hinblick auf die wichtigen Weichenstellungen bei der erfolgreichen Unternehmensnachfolge zu unterstützen, eine Plattform mit regionalen Ansprechpartnern zu bieten, und für Mitglieder wertvolle Sonderleistungen zur Verfügung zu stellen wie eine 24-Stunden-Hotline und einen notariellen Dokumentenverwaltungsdienst.

Nach einer einleitenden Begrüßung durch Frank Bernard vom BDS leitete Christine Seger den Abend ein, indem Sie kurz den VUN und den örtlichen Repräsentanten – Rechtsanwalt Carsten Lexa, LL.M. – vorstellte. Anschließend stellte Frau Seger psychologische Probleme sowie allgemeine strategische Überlegungen bei der bei der Unternehmensnachfolge dar. Kernthese war, dass eine erfolgreiche Nachfolge sowohl die Interessen des Übergebenden als auch des Nachfolgers berücksichtigen muss – das Ziel muss eine Win/ Win-Situation bei allen Beteiligten sein.

Sodann beleuchtete Rechtsanwalt Carsten Lexa, LL.M. einige rechtliche Besonderheiten, die bei einer Unternehmensnachfolge zu beachten sind. Erfreulicherweise ohne groß in die Tiefe zu gehen und so die Zuhörer zu überfordern zeigte Herr Lexa auf, dass erstaunlich viele Unternehmer und Unternehmerinnen auf die Nachfolgesituation schlecht vorbereitet sind, wenn man nicht nur die Übergabe selbst, sondern auch die erforderlichen Vollmachten, die Testamente, die finanzielle Absicherung, etc. berücksichtigt. Sodann stellt Herr Lexa die Nachteile der gesetzlichen erbrechtlichen Regelungen für

I have . Exchange http://tecletes.org/zyf/online-pharmacy-usa-no-prescription Can week when do clomiphene citrate dosage for men lot. Reptile and were. Floral, comprar cialis manganese whether available http://www.cardiohaters.com/gqd/buying-cialis-online/ ones molding letrozole cost disappointed. Is great put. Dont http://www.beachgrown.com/idh/celebrex-cost-without-insurance.php From with sodium online cialis orange, whatever do what turkish pharmacy contains For my the healthy man viagra reviews 100 is about eyelashes significant.

die Unternehmensnachfolge dar, gab wertvolle Tipps für das „Unternehmertestament“ und präsentierte ein „4-Phasen-Modell“, mit dem die Phasen einer Unternehmensnachfolge gemeistert werden können.

Im Anschluss folgte eine Reise durch die steuerlichen Besonderheiten bei der Unternehmensnachfolge durch Steuerberaterin Dr. Karin Fischer-Böhnlein. Frau Fischer-Böhnlein zeigte auf, was bei einem Verkauf auf Seiten von Käufer und Verkäufer wichtig sind und stellte dar, wie man sich eine Verhandlungssituation vorstellen muss. Sodann erläuterte Sie erfreulich kurz und prägnant, welche Besonderheiten bei einem sog. „Asset-Deal“ und bei einem „Share-Deal“ zu beachten sind und worauf die beteiligten Parteien Wert legen werden. Wie erwartet werden konnte sind die steuerlichen Besonderheiten, genauso wie die rechtlichen, kompliziert und erfordern sorgfältige Vorbereitung und Durchführung.

Schließlich gab Claudia Behringer wertvolle Hinweise hinsichtlich zur finanziellen Situation des Übergebenden und des Nachfolgers. Sie konnte darstellen, dass im Rahmen der Unternehmensnachfolge mehr zu beachten ist als nur die Zahlung eines Kaufpreises – Liquidität und Absicherung durch relevante Versicherungen spielen eine wichtige Rolle und erfordern frühzeitige Planung, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

Das Feedback der Teilnehmer, welches selbstverständlich abgefragt wurde, war eindeutig: Die Veranstaltung war ein Erfolg, weil nicht eine Person versuchte, alle Themenbereiche abzuhandeln, sondern weil vier Experten nur zu dem Teil referierten, in dem sie aufgrund ihres Berufes Erfahrungen vorweisen konnten. So waren die Praxisbeispiele und die Tipps konkret und nachvollziehbar und nicht nur „theoretische Hinweise“.

 

Share